Dissertationsprojekt von Lukas Gerber
Die Diakoniewissenschaft schenkt dem Thema der Ökonomisierung seit vielen Jahrzehnten große Aufmerksamkeit und bezeichnet sie als Gesetzmäßigkeiten der Wirtschaft (Haslinger). Hilfswerke, die in der Diakoniewissenschaft bislang nur selten als Forschungsobjekt berücksichtigt werden, können sich dieser Gesetzmäßigkeit nicht entziehen. So wird in der Fachliteratur moniert, dass NGOs ihre Professionalität stetig verbessert haben (Frantz/Martens). NGOs können nur auf Gelder hoffen, wenn ihre Arbeit als wirksam erachtet wird. Das führe wiederum zu einem unaufhörlichen Kreislauf: Um gegenüber anderen NGOs bestehen zu können, bedarf es qualitativer Lobbyarbeit, die gleichzeitig höhere Kosten verursacht.
Das Dissertationsprojekt nimmt die Frage in den Fokus, ob Hilfswerke unbeabsichtigt zur Ökonomisierung beitragen. Dabei wird die herkömmliche Fragestellung umgekehrt: Nicht mehr die Frage, ob Hilfswerke von Ökonomisierung betroffen sind, steht im Zentrum, sondern in welchem Ausmaß sie selbst aktiv zu diesem Prozess beitragen.
Das methodische Vorgehen der Arbeit basiert auf der Vierschrittmethode (Orientieren, Sehen, Urteilen, Handeln), die in der Diakoniewissenschaft, aber auch in anderen Wissenschaftsbereichen wie etwa in der Religionswissenschaft üblich ist. Am Beispiel der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) sowie der Ökumenischen Kampagne soll nach dieser These, ob Hilfswerke selbst zu einer Ökonomisierung beitragen, geforscht werden. Die tieferliegende Fragestellung lautet: Wie könnte eine Konzeption des Sozialen aussehen, die nicht zur Ökonomisierung des Sozialen führt, sondern eine Ökonomie für das Soziale fördert?