Institute of Systematic Theology

Research

The Theology and Sermons of Gottfried Menken

„Der kecke Griff nach der Bibel und die davongetragene Beute“

Studien zu Theologie und Predigt des Bremischen Pfarrers Gottfried Menken

(1768–1831)

Gottfried Menken ist ein reformierter Theologe und Pfarrer, der in der Spätphase der Aufklärung lebte und die Aufklärung entschieden ablehnte. Er wurde schon zu Leb-zeiten durch die Veröffentlichung von Predigtsammlungen und Schriftauslegungen weit über seine Heimatstadt Bremen hinaus bekannt und in gleichgesinnten Kreisen hoch geschätzt. Sein Einfluss reicht weit ins 19. und 20. Jahrhundert hinein. Obwohl seine Bedeutung und sein Einfluss immer wieder betont werden, fehlt eine um-fassende Untersuchung seiner Theologie und seiner Predigten und eine Erforschung ihrer Wirkungsgeschichte.

Das Thema der Dissertation nimmt eine Formulierung Karl Barths in seiner Theolo-giegeschichte des 10. Jahrhunderts auf. Barth geht auch in seiner Kirchlichen Dogmatik auf Menken ein. Bei Menken kommt es zu einer Erneuerung des alt-protestantischen Schriftprinzips, aber in biblizistischer Form. Der „Griff nach der Bibel“ will diese Ambivalenz ausdrücken: das Positive und Hoffnungsvolle einer ent-schiedenen Hinwendung zur Bibel und zugleich ihre eigenmächtige Auslegung, ein „Bibel–Absolutismus“, der sich nicht mehr gebunden weiss an die kirchliche Dog-matik und dadurch – unbewusst – unter den Einfluss des verhassten Zeitgeistes, der Zeitphilosophie und theologischer Sonderlehren gerät.

Meine Arbeit möchte dem Phänomen dieses Biblizismus nachgehen. Sie hat einen theologiegeschichtlichen Schwerpunkt und soll den theologiegeschichtlichen Ort Menkens klären. Menken ist kein Vertreter der sogenannten Erweckungsbewegung. Er ist ein Vorläufer und Wegbereiter der heilsgeschichtlichen Theologie des 19. Jahrhunderts, die ihre Wurzeln in der Föderaltheologie und im württembergischen Pietismus hat und ihre systematische Ausformung in der konservativen Theologie des 19. Jahrhunderts, vor allem bei Beck, von Hofmann und Auberlen findet. Theologiegeschichtlich relevant sind besonders Menkens Versöhnungslehre, die zur Satisfaktionstheorie der kirchlichen Dogmatik eine Alternative bieten will, und Menkens Geschichtstheologie.

Der zweite Schwerpunkt der Arbeit ist eine Untersuchung des Predigtwerkes von Menken. Die Veränderungen im Verständnis des Predigtamtes und der Predigt-aufgabe, die sich in der Aufklärung durchsetzen, wirken bis heute. Meine Arbeit möchte bei aller notwendigen Kritik an Menken den positiven Ertrag seines sorg-fältigen Hörens auf die Schrift und seines homiletischen Bemühens herausstellen.

Bei allen Themen, die in den Studien dieser Dissertation behandelt werden, geht es mir nicht nur um ein historisches Interesse, sondern um Fragen, die auch heute  für uns als Theologen und Theologinnen, als Pfarrer und Pfarrerinnen aktuell sind.

Die Dissertation soll zum 250. Geburtstag Menkens im Mai 2018 fertiggestellt sein.

Wissenschaftliche Betreuung:

Prof. Dr. Magdalene L. Frettlöh, Bern und Prof. Dr. Peter Opitz, Zürich