Institut für Systematische Theologie

Forschung

Stern der Erlösung

Buch II/2 des Stern der Erlösung, von Franz Rosenzweig. Eine kontextuelle Lektüre

Der Stern der Erlösung von Franz Rosenzweig ist ein ebenso wichtiges wie schwieriges Buch der deutschsprachigen Literatur des 20. Jahrhunderts. Der Stern ist wenig gelesen und wenig verstanden worden. Der Stern erschliesst sich leichter, wenn man mit der Lektüre in der Mitte des Buches beginnt. Bisher fehlt eine monographische Analyse zum Buch II/2 des Stern.

Die Gritli-Briefe werfen ein neues Licht auf den Autor des Stern und ermöglichen, die Entstehung des Werks aus der Nähe mit zu verfolgen. Der Reichtum dieser leider nur von Seiten Rosenzweigs vorliegenden Korrespondenz mit Margrit Rosenstock-Huessy ist noch nicht ausgeschöpft. 

Im Buch II/2 des Stern ist der Einfluss von Margrit Rosenstock-Huessy besonders präsent. Hier kann sich Rosenzweigs „neues Denken“, das sich im Ernstnehmen der Zeit und des/der Anderen vollzieht, entfalten.

Rosenzweig deutet seine Liebe zu Margrit durch das Gleichnis des Hohelieds, das er ebenfalls als Metapher für die Liebe Gottes zu den Menschen interpretiert. Dieses Geflecht von Bezügen versuche ich freizulegen.

Eugen Rosenstock-Huessy, Margrits Ehemann und Franz Rosenzweigs Freund, spielt in Rosenzweigs Leben und für die Entwicklung des Stern ebenfalls eine wichtige Rolle.

Rosenstocks Angewandte Seelenkunde lag Rosenzweig bereits im Entwurf vor, als er den Stern konzipierte. Rosenstocks Sprachlehre ist in den Stern eingegangen.

Mit der Analyse von Rosenzweigs Auslegung des Hohelieds und der Klärung der Funktion des Lieds der Lieder als Intertext für Stern II/2 im Gespräch mit anderen jüdischen und christlichen Kommentatoren des Hoheliedes stellt sich die Arbeit einem weiteren Desiderat der Rosenzweigforschung.

Den dualen Geschlechterrollen schreibt Rosenzweig in Bezug auf das Gottesverhältnis eine entscheidende Bedeutung zu. Rosenzweig denkt in starken Stereotypen, was eine gendersensible Lektüre von Stern II/2 auf den Plan ruft. Dabei sind die Schwierigkeiten wahrzunehmen, einen hundert Jahre alten Text aus der jüdischen Tradition mit modernen Fragestellungen zu konfrontieren, die aus der christlichen Tradition entstanden sind. Diese Reflexion kann Möglichkeiten und Grenzen der genderorientierten Methoden aufzeigen.

Das Projekt wird betreut von Prof. Dr. Magdalene L. Frettlöh und PD Luca Di Blasi.